Zweimanualiges Cembalo nach Gottfried Silbermann, Freiberg um 1740

 

Neben seinen vielgepriesenen Orgeln fand Silbermann auch als Instrumentenbauer viel Anerkennung. Clavichorde und Cembali wurden bisher nur in Überlieferungen Gottfried Silbermann zugesprochen, ein Nachweis konnte noch nicht erbracht werden. Lediglich die Hammerflügel von 1746 und 1749 in Potsdam, (Stiftung Schlösser und Gärten Berlin Brandenburg), sowie der von 1749 im Germanischen Nationalmuseum sind mit Signaturen versehen. Bereits 1721 fand Gottfried Silbermann als kunstsinniger und geschickter Instrumentenbauer mit der Erfindung des "Cimbal d'Amour" Beachtung bei den Mitgliedern der kursächsischen Kapelle, den Musikern der Residenzstadt Dresden und bei sehr vielen Musikliebhabern in Sachsen. Namen wie die von Kammermusiker Johann Georg Pisendel, dem Konzertmeister Jean Baptiste Woulmyer oder dem Kammerorganisten Christian Petzold bezeugen die Wertschätzung Silbermannscher Instrumente gar vor dem Landesvater, Kurfürst Friedrich August. 1723 lieferte Silbermann dem Kammerorganisten Petzold "ein Clavecin". Im gleichen Jahr erhielt Silbermann das Privileg des "Hof- und Land-Orgel-Bauers". Wie aus Korrespondenzen bekannt wurde, baute Silbermann meistens im Zusammenhang mit Orgelneubauten für seine Auftraggeber auch Clavichorde. Die außerordentliche Qualität und der markante Klang der Silbermannschen Cembali und Clavichorde wurde dabei immer wieder gerühmt. In einer kürzlich vorgelegten Studie Concerto Nr. 135; 7/8; 1998 erbrachte M.- Chr. Schmidt den Nachweis für ein original erhaltenes Cembalo aus der Hand Gottfried Silbermanns. Dieses Cembalo, das lange Zeit unerkannt blieb und seit Jahrzehnten zum Sammlungsbestand des Dresdener Kunstgewerbemuseums gehört, diente auch unserem Nachbau als Vorlage. Silbermann erwies sich auch bei diesem Cembalo als umsichtiger Instrumentenbauer und tüchtiger Geschäftsmann. Mit diesem Cembalo hebt er sich vom allgemein verbreiteten Klangbild seiner sächsischen Kollegen ab, ebenso wie in der für jene Zeit ungewöhnlichen holzsichtigen äußeren Gestaltung, die einem Möbel ähnliche Behandlung des Korpus unter Verwendung von europäischem Nußbaum für die Zargen und Furniere als "Rahmen und Füllung" für die Deckel entspricht ganz und gar der Wohnkultur des sächsischen Adels ab dem zweiten Drittel des 18. Jahrhunderts. Dass auch noch fast das ganze 18. Jh. hindurch furnierte Cembali in Sachsen gebaut und gespielt wurden, verwundert weiter nicht, fand sich doch auch im Nachlass von Johann Sebastian Bach "ein fourniertes Clavecin", welches bei der Familie, ... bleiben soll. Mit unserem Nachbau entsprechen wir dem Wunsch vieler Musiker und Liebhaber, ein repräsentatives Cembalo aus dem Leipziger Wirkungskreis Johann Sebastian Bachs zu haben. Der Klang des Cembalos ist sehr variabel in den einzelnen Tonlagen und Registern, von einem "gravitätischen Bass" bis hin zu einem glockenreinen Diskant reicht das Timbre.